Konfliktstile im Projektmanagement – die Stand-up-Technik

Im anspruchsvollen Umfeld des Projektmanagements sind Konflikte nicht immer vermeidbar – in manchen Phasen werden sie sogar bewusst gefördert, etwa zur Teamentwicklung oder Klärung von Rollen und Erwartungen. Unterschiedliche Interessen, Persönlichkeiten und Rahmenbedingungen treffen innerhalb einer Organisation aufeinander, die nicht alle individuellen Anforderungen eines Projekts erfüllen kann.
Konflikte beginnen dabei selten offen. Häufig entstehen sie zunächst als diffuse Spannung im Raum. Auch in diesem frühen Stadium entfalten sie bereits Wirkung:
- Motivation sinkt
- Teamleistung nimmt ab
- Kommunikation wird defensiver
Ein erfahrener Projektmanager erkennt diese Veränderungen frühzeitig und greift bewusst ein – bevor sich der Konflikt verfestigt.
Früherkennung: Stimmung als Steuerungsgröße
Je angespannter die Stimmung im Team, desto geringer ist die Fähigkeit, Aufgaben effizient zu bearbeiten.
Spürt der Projektmanager eine Veränderung im Umgangston, in der Körpersprache oder im Engagement einzelner Teammitglieder, nutzt er eine gezielte Intervention: die Stand-up-Technik.
Die Stand-up-Technik: Klar, ruhig, wirkungsvoll
Die Stand-up-Technik wird bewusst im Rahmen einer Projektbesprechung eingesetzt – also dort, wo das Projektteam ohnehin zusammenkommt, um:
- Themen zu klären
- Entscheidungen zu treffen
- Status und Abweichungen zu besprechen
Diese Plattform wird vom Projektmanager moderiert und ist ein zentrales Instrument der Projektsteuerung.
Ablauf der Stand-up-Technik
Stellt der Projektmanager fest, dass:
- der Umgangston nicht mehr konstruktiv ist
- Spannungen zwischen Projektmitgliedern bestehen
- ein Konflikt offen oder verdeckt wirkt
greift er sofort ein.
Er steht auf, lehnt sich ruhig an eine Wand und sagt klar und ruhig:
„Stop.“
Allein diese Handlung:
- unterbricht den Gesprächsfluss
- sichert die volle Aufmerksamkeit
- signalisiert Führungspräsenz und Ernsthaftigkeit
Anschließend formuliert der Projektmanager einen Leitsatz wie:
„Ich merke, dass hier etwas nicht stimmt. Ich setze mich erst wieder hin, wenn wir das geklärt haben.“
Warum die Technik wirkt
Auf den ersten Blick erscheint dieses Vorgehen drastisch. Gerade deshalb verfehlt es seine Wirkung nicht:
- Der Konflikt wird sichtbar gemacht
- Er erhält Raum, ohne eskalierend zu wirken
- Die Verantwortung für die Lösung bleibt im Team
Der Projektmanager agiert dabei nicht als Richter, sondern als Moderator und Führungskraft.
Kein Kompromiss, sondern Win-Win
Während der Konfliktbearbeitung richtet der Projektmanager seinen Fokus bewusst auf die Art der Lösung.
Auch wenn Kompromisse im Alltag als akzeptabel gelten, sind sie im Projektkontext oft instabil.
Der erfolgreiche Projektmanager sucht deshalb:
- Win-Win-Lösungen, keine faulen Kompromisse
- Vereinbarungen, die tragfähig und nachhaltig sind
- Lösungen, die sowohl Projektziel als auch Teambeziehung stärken
Auch wenn dieser Weg zunächst anstrengender wirkt, ist er langfristig der richtige.
Konfliktlösung als Führungsaufgabe
Ein Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn das Team stabil und arbeitsfähig bleibt.
Wer Konflikte nur oberflächlich glättet, läuft Gefahr:
- von Konflikt zu Konflikt zu rutschen
- immer neue Kompromisse einzugehen
- Teamleistung dauerhaft zu verlieren
Die Stand-up-Technik unterstützt den Projektmanager dabei, Konflikte frühzeitig, klar und lösungsorientiert zu bearbeiten – als Teil wirksamer Teamführung, Kommunikationsstärke und professioneller Konfliktlösung.
Fazit
Konflikte sind kein Zeichen von Schwäche, sondern von Bewegung.
Entscheidend ist nicht, ob Konflikte entstehen – sondern wie mit ihnen umgegangen wird.
Die Stand-up-Technik ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Werkzeug, um:
- Spannungen sichtbar zu machen
- Verantwortung ins Team zurückzugeben
- nachhaltige Lösungen zu ermöglichen
So bleibt das Projektteam handlungsfähig – auch in herausfordernden Projektphasen.

