Die Teamuhr im Projektmanagement – Teams gezielt entwickeln

Im Projektmanagement führt der Projektmanager sein Team meist nur über einen begrenzten Zeitraum.
Im Gegensatz zum Linienmanager, der langfristig mit denselben Mitarbeitenden arbeitet, muss der Projektmanager schnell Vertrauen aufbauen, Rollen klären und Leistungsfähigkeit herstellen.
Um diesen Prozess nicht dem Zufall zu überlassen, nutzt der Projektmanager ein bewährtes Modell der Teamentwicklung: die Teamuhr.
Sie bietet Orientierung und unterstützt eine bewusste Teamführung im Rahmen der Projektsteuerung.
Die vier Phasen der Teamuhr
1. Forming – Orientierung und Kennenlernen
Treffen Projektmitglieder erstmals aufeinander, stehen Orientierung und Einordnung im Vordergrund.
Typische Merkmale dieser Phase:
- Vorstellung über den beruflichen Hintergrund
- Beschreibung der Rolle im Projekt und in der Organisation
- Zurückhaltendes, höfliches Verhalten
In dieser Phase sucht das Team nach Struktur und Führung. Der Projektmanager gibt Orientierung, erklärt Ziele und schafft Klarheit über Rahmenbedingungen.
2. Storming – Konflikte und Positionsfindung
Mit zunehmender Zusammenarbeit lernen sich die Projektmitglieder auch „von der anderen Seite“ kennen.
Konflikte entstehen häufig durch:
- Prozesslücken
- unklare Schnittstellen
- ungeplante Aufgabenverlagerungen
- Abgrenzung von Verantwortung
Diese Phase ist für viele Projektmanager herausfordernd, aber notwendig.
Storming ist kein Zeichen von Scheitern, sondern ein normaler Bestandteil von Teamentwicklung im Projektmanagement.
3. Norming – Regeln und gemeinsame Kultur
Nach der Eskalation werden gemeinsame Regeln entwickelt:
- Wie gehen wir mit Konflikten um?
- Wie treffen wir Entscheidungen?
- Wie kommunizieren wir im Team?
Die Projektmitglieder kennen sich besser, Vertrauen entsteht und eine gemeinsame Teamkultur bildet sich heraus.
Der Projektmanager moderiert diesen Prozess und unterstützt aktiv die Vereinbarungen.
4. Performing – Höchstleistung im Projektteam
Erst in dieser Phase ist das Projektteam in der Lage, dauerhaft Höchstleistung zu erbringen.
Merkmale:
- klare Rollen und Verantwortlichkeiten
- akzeptierte Grenzen
- effiziente Zusammenarbeit
- hohe Eigenverantwortung
Projektziele können nun fokussiert verfolgt werden – ein entscheidender Erfolgsfaktor für anspruchsvolle Projekte.
Die Teamuhr ist kein einmaliger Prozess
Im Projektverlauf durchläuft das Team die Teamuhr mehrfach:
- neue Mitglieder kommen hinzu
- andere verlassen das Projekt
- Rollen verändern sich
Jede Veränderung kann dazu führen, dass das Team wieder in frühere Phasen zurückfällt.
Der Projektmanager behält diesen Zyklus im Blick und steuert aktiv nach.
Regeln früh festlegen – Konflikte bewusst zulassen
Erfolgreiche Projektmanager beschreiben so früh wie möglich die Regeln, die im Projekt gelten:
- Kommunikationsregeln
- Entscheidungswege
- Eskalationsmechanismen
Dabei ist es wichtig, bewusst Lücken zu lassen und auch geplante Konflikte zuzulassen.
Konflikte, die vom Team selbst gelöst werden, beschleunigen die Teambildung erheblich.
Besonders erfahrene Projektmanager steuern Konflikte so gezielt, dass:
- sie früh auftreten
- konstruktiv bearbeitet werden
- keine schwebenden Themen zurückbleiben
So kann sich das Team schneller vereinen und leistungsfähig werden.
Selbstreflexion des Projektmanagers
Um den aktuellen Stand des Projektteams richtig einzuschätzen, stellt sich der erfolgreiche Projektmanager regelmäßig die Frage:
In welcher Phase der Teamuhr befindet sich mein Team gerade?
Diese Reflexion ist Grundlage für:
- angemessene Führung
- gezielte Interventionen
- wirksame Konfliktlösung
- nachhaltige Teamleistung
Fazit
Die Teamuhr ist ein einfaches, aber wirkungsvolles Modell, um Teamentwicklung im Projektmanagement bewusst zu gestalten.
Wer die Phasen kennt und akzeptiert, kann:
- Konflikte besser einordnen
- Teamleistung gezielt fördern
- Projekte stabil und erfolgreich umsetzen
Denn nur ein gut entwickeltes Team ist in der Lage, die wachsenden Anforderungen moderner Projekte zu erfüllen.

